"Hauptbeschäftigung ist
die Weiterentwicklung von Schmierstoffen"
die Schmierstoffentwicklung bei HPM
Ein Blick hinter die Kulissen im Gespräch mit Birgit Sautter aus dem HPM Labor
Im Interview erzählt Birgit Sautter, leitende Chemikerin und verantwortlich für das Projektmanagement in diesem Bereich, wie die Entwicklung bei HPM abläuft und wieso man beim MMS-Traditionshersteller der Branche voraus ist.
Woher kommt der Impuls für die Entwicklung oder Weiterentwicklung eines neuen Schmierstoffes?
Der Anstoß zur Entwicklung eines neuen Schmierstoffs kann bei HPM aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen. Ein wichtiger Impuls kommt von unseren Kunden, die uns entweder einen Bedarf kommunizieren oder ganz konkret mit dem Wunsch nach einer Entwicklung auf uns zukommen. Auch Forschungsprojekte sind oftmals Ausgangspunkt für Neuentwicklungen.
Unsere Hauptbeschäftigung ist allerdings die Weiterentwicklung von Schmierstoffen aufgrund sich verändernder Marktanforderungen oder der nicht mehr gegebenen Verfügbarkeit einzelner Stoffe seitens der Chemieindustrie. Auch wenn sich die Qualität der Rohstoffe ändert, müssen wir tätig werden.
Aktuell arbeiten wir unter anderem an einem neuen Schmiermittel für die Aluminiumbearbeitung.
Wie wird bei HPM entschieden, was entwickelt und verbessert oder woran geforscht wird?
Oberste Priorität hat bei uns immer, dass diejenigen Schmierstoffe, die wir bereits im Portfolio führen, sicher sind, alle Vorgaben und Normen erfüllen und natürlich performant sind.
Direkt im Anschluss folgen Neuentwicklungsaufträge auf der Basis von Kundenanfragen und Forschungsprojekten.
Wir legen großen Wert darauf, unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, die ihren spezifischen Anforderungen entsprechen. Deshalb stehen wir in ständigem Kontakt mit ihnen und erarbeiten gemeinsam die optimalen Schmierstoffe für ihre Anwendungen. Wir verfolgen auch aufmerksam die Trends und Entwicklungen am Markt und passen uns schnell an die sich ändernden Bedingungen an. So können wir innovative und hochwertige Schmierstoffe entwickeln, die den Bedürfnissen unserer Kunden gerecht werden.
Wie lange dauert die Entwicklung eines neuen Schmierstoffs in der Regel?
Aktuell benötigen wir für Adaptionen ungefähr ein Jahr von der Definition der Anforderungen bis zum fertigen Schmiermittel. Die Dauer von Neuentwicklungen liegt bei HPM Technologie im Schnitt bei 1,5 bis 2 Jahren, wobei abhängig von den Umständen auch starke Abweichungen in beide Richtungen möglich sind. Im Branchendurchschnitt gesehen sind wir aber durch unsere agile Arbeitsweise immer noch sehr schnell, da Zeitspannen von bis zu 8 Jahren im Bereich Schmierstoffentwicklung keine Seltenheit sind.
In dringenden Kundenanwendungen, die auf der Modifizierung bestehender Schmierstoffformulierungen aufbauen, lässt sich dieser Entwicklungszyklus auch auf einige Wochen reduzieren.
1,5 bis 2 Jahre
für Neuentwicklungen
In welchen Etappen läuft die Schmierstoffentwicklung bei HPM Technologie ab?
Nach der Spezifikation der gewünschten Eigenschaften bzw. des angestrebten Ergebnisses planen wir in einem ersten Schritt die einzelnen Projektabschnitte und Meilensteine. Anschließend machen wir uns an die Erstellung von Prototypen. Diese testen wir dann in unserer hauseigenen Fertigung „unter Span“ auf Herz und Nieren. Wenn die Ergebnisse dieser Tests positiv verlaufen und ein Prototyp die gewünschten Eigenschaften aufweist, wird das Schmiermittel bei Kunden und Partnern weiteren Tests unterzogen. Abhängig von den im Rahmen der Tests gesammelten Erkenntnisse werden Anpassungen vorgenommen und die Rezeptur weiter verfeinert.
Diese Arbeitsschritte werden so lange wiederholt, bis der jeweilige Schmierstoff die ursprünglich definierten Anforderungen erfüllt oder übertrifft. Erst dann bringen wir das finale Produkt auf den Markt.
In welchen konkreten Arbeitsschritten werden die HPM-Fluids intern getestet?
Nach Abschluss der Überprüfung des Schmierstoffs nach chemischen Gesichtspunkten, wie Stabilität, Kennzeichnung, Haltbarkeit, Verhalten unter Temperatureinfluss, Verträglichkeit etc., werden unsere Fluids wie oben erwähnt in unserer eigenen Produktion auf ihre Leistungsfähigkeit überprüft.
Konkret bedeutet das Testzyklen beim Bohren, Gewindeschneiden, Sägen, Drehen und Fräsen. Natürlich bilden wir dabei auch eine große Bandbreite an Maschinen zur Bearbeitung ab – von der Tischbohrmaschine bis hin zur Dreh- und Fräsmaschine von DMG MORI. Abschließend führen wir noch Korrosions- und Vibrationstests durch.
Welche Hürden müssen bei der Markteinführung eines neuen Schmierstoffs noch genommen werden?
Zunächst einmal müssen die Schmierstoffe alle für unsere Kunden relevanten Faktoren hinsichtlich Performance und Stabilität erfüllen.
Auf dem Weg dorthin gibt es aber intern bereits einige nicht zu vernachlässigende Stolpersteine: Wie ist das Produkt herzustellen? Welche Prozesse sind dabei zu berücksichtigen? Gerade während und auch nach der Pandemie spielten auch die Sicherheit der Lieferketten oder die Verfügbarkeit und Qualität der Rohstoffe eine wichtige Rolle. Dies führt unter Umständen dazu, dass es beinahe ebenso herausfordernd ist, unsere Bestandsflüssigkeiten am Leben zu erhalten, wie neue Fluids zu entwickeln.
Nicht zuletzt steht bei unseren Eigenentwicklungen das Ziel, nicht kennzeichnungspflichtige Schmierstoffe herzustellen. So können wir aufwändige Registrierungsprozesse vermeiden und die so gesparte Zeit in die Steigerung der Leistungsfähigkeit unserer Schmierlösungen stecken. Außerdem macht das den Transport unserer Fluids wesentlich einfacher und günstiger.
Herausforderung: Rohstoffverfügbarkeit
Wie stellt ihr sicher, dass Schmierstoffe auch den anspruchsvollsten Anforderungen der Kunden standhalten?
Natürlich orientieren wir uns beim Testing immer an den Vorgaben der jeweiligen Werkzeughersteller, z.B. bezüglich Vorschubs oder Drehzahl. Auch die Erfahrungswerte aus unserer eigenen Fertigung helfen uns dabei einzuschätzen, an welchen Stellen es besonders herausfordernd werden könnte. Hierbei ist vor allem die Materialauswahl ein wichtiger Faktor. Bei unseren Tests bemühen wir uns daher immer, ein Worst-Case-Szenario abzubilden, um auf alles vorbereitet zu sein, und wählen dann beispielsweise das am schwersten zerspanbare Aluminium aus.
Sie suchen den idealen Schmierstoff, brauchen Hilfe bei Tests oder haben einfach Fragen zum Thema Schmierstoffe?
Wir können Ihnen helfen!
Lassen Sie uns Ihre Kontaktdaten und erste Infos da. Und wir melden uns bei Ihnen.